Ein Zitat
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| Foto © Jörg Niederer |
"Der Islamische Friedhof Altach ist ein Friedhof für Angehörige des Islam, die zum Zeitpunkt ihres Ablebens ihren Hauptwohnsitz im Bundesland Vorarlberg haben. Der Rechtsträger des IFA ist die Gemeinde Altach." Aus dem Friedhofsreglement
Hingesehen
Man stelle sich vor, dass in Weinfelden ein Grundstück ausgeschieden wird, um darauf einen Islamischen Friedhof zu errichten, der allen Muslim:innen des Kantons Thurgau zur Beisetzung ihrer Verstorbenen zur Verfügung steht und der auch noch von der Gemeine Weinfelden verwaltet wird. Unvorstellbar. (Siehe Beitrag vom 14. Januar 2025)
Aber genau das hat die nahe der Schweizer Grenze liegende österreichische Gemeinde Altach für ganz Vorarlberg umgesetzt. Nach Wien ist es der zweite Islamische Friedhof. Er besteht aus den "Gräberfeldern, der Verabschiedungshalle, den Räumlichkeiten für die rituelle Waschung sowie einem Gebetsraum. Die fünf Gräberfelder sind fingerförmig nebeneinander angelegt und bieten Platz für bis zu 700 Gräber, wobei sowohl Einzel- als auch Doppel- und Kindergräber vorgesehen sind. Alle Gräber sind so angelegt, dass die Bestatteten den islamischen Vorschriften entsprechend auf der rechten Seite mit dem Gesicht nach Mekka beerdigt werden können." (Wikipedia)
Die Grabesruhe dauert jeweils 15 Jahre. Dann kann sie von den Angehörigen um weitere 15 Jahre verlängert werden.
Am Montag besuchten wir als Pfarrkleingruppe den Islamischen Friedhof. 2012 wurde der vom Architekten Bernardo Bader gestaltenten Bestattungsplatz eröffnet. Gekostet hat er 23 Millionen Euro. 2013 wurde er durch den "Aga Khan Award for Architecture" ausgezeichnet. Den Preis hat der Friedhof verdient. Man muss diesen Ort im Vorarlberg gesehen haben.
Die Grunderkenntnis zum islamischen Friedhof war die Feststellung, dass etwa 10% der Bevölkerung Vorarlbergs Muslim:innen sind. Davon sind die Hälfte österreichische Staatsbürger:innen. Sie gehören zur Gesellschaft dazu, und sollen also auch einen Ort haben, an dem sie ihre Verstorbenen nach islamischen Riten beisetzen können.
Geht man mit christlich geprägten Augen über den Friedhof, fällt auf, dass es da gar nicht so anders aussieht wie auf einem katholischen oder evangelischen Friedhof. Kreuze findet man natürlich nicht, dafür den achtstrahligen Stern. Es gibt Grabsteine und viele menschenähnliche Holzstelen bei den Gräbern. Die Kindergräber sind sofort anhand der Beigaben zu erkennen. Andere Gräber sind reich geschmückt mit Blumen und Stauden. Auf einem Grabstein ist sogar das Foto des Verstorbenen angebracht, so wie es oft auf katholischen Friedhöfen der Brauch ist. Auch Kerzen und Lichter findet man an den Gräbern. Auf manchen Grabstelen wurde das Lieblingskopftuch der Verstorbenen platziert.
Die Lage des Friedhofs weitab von weiteren Gebäuden und idyllisch gelegen mitten in der Natur bietet Platz für 700 Einzelgräber. Es ging einige Jahre, bis die Bestattungen auf dem Friedhof nun deutlich zugenommen haben. Heute sind wohl an die 400 Grabplätze vergeben.
Man kann der Gemeinde Altach und dem Land Vorarlberg für diese Religionen und Bevölkerungsschichten integrierende Meisterleistung nur gratulieren.
Übrigens kann nicht weit von diesem islamischen Friedhof entfernt auch der historische jüdische Friedhof von Hohenems besucht werden. Anders als der islamische Friedhof ist dieser nicht frei zugänglich. Der Schlüssel muss im Jüdischen Museum Hohenems abgeholt werden.
Jörg Niederer