Ein Zitat
"Die Stadt [Babylon] wird nie mehr besiedelt, sondern bleibt für alle Zeiten unbewohnt... Nur wilde Tiere hausen an diesem Ort. Die Häuser werden von Eulen bevölkert, Straußenhennen wohnen dort, Bocksgeister springen umher." Jesaja 13,20+21 (Erwähnung von Eulen in der Bibel.)
Foto © Jörg Niederer
Hingesehen
Hohenems im Vorarlberg hat einiges zu bieten: das Jüdische Museum, den jüdischen Ortsteil, den jüdischen und den muslimischen Friedhof, das Franz-Schubert-Museum, das Elisabeth-Schwarzkopf-Museum, wegen Handschriften von 1755 und 1779 das Nibelungenmuseum, einen wunderschönen Schlossplatz, den Schlossberg mit der Ruine zuoberst, diverse Wandermöglichkeiten, und noch vieles mehr. Doch wegen all dem wanderte ich nicht kurzentschlossen von Heerbrugg nach Österreich. Es war ein besonderer Vogel, dem ich auf die Spur kommen wollte.
Die Naturführung über einen der grössten Raubvögel unserer Breiten wurde von Daniel Nussbaumer geleitet. Nein, nicht von dem Daniel Nussbaumer, den nun viele hier als pensionierten Methodistenpfarrer kennen. Von einem jüngeren, aber mindesten ebenso vogelaffinen Daniel Nussbaumer. Besammelt hatten sich die gut zehn Personen beim Nibelungenbrunnen auf dem Schlossplatz. Von dort ging es nicht etwa stundenlang bergauf. Gerade mal 100 Meter weit führte die Expedition, an eine Stelle, an der die Felswand des Schlossbergs gut einsehbar war. Das Spektiv, ein modernes Fernrohr, war schon auf die richtige Stelle ausgerichtet. Und tatsächlich: Direkt aus der Stadt Hohenems heraus konnte man ihn entdecken, den Uhu. Nun, das Fotos von ihm ist von schlechtester Qualität. Zu weit weg war der grösster, nachtaktiver Greifvogel unserer Breiten.
Im Vorarlberg gibt es fast in jedem Seitental ein Uhu-Revier. Dass Uhus so nahe an den Lichtern und Häusern von Hohenems leben, liegt wohl daran, dass kein anderes Revier mehr frei war. Es handelt sich um relativ junge Vögel, vielleicht drei Jahre alt.
Action kam nicht gross auf. Zwei-, dreimal wurde der Vogel von Krähen entdeckt, doch lange beschäftigen diese sich nicht mit dem für sie gefährlichen Greifer.
Daniel Nussbaumer liess uns beim Warten auf das Einnachten einige von einer Waldohreule ausgewürgte Gewölle untersuchen. Es ging darum, anhand der Knöchelchen herauszufinden, was dem Kauz da als Nahrung gedient hatte. In allen Fällen waren es Rötelmäuse.
Weiter erkläre der Naturführer anhand einer Waldkauz-Schwungfeder, warum Eulen geräuschlos fliegen können, und warum ihre Ohren in unterschiedlicher Höhe am Kopf angebracht sind. Auch dass die Eule der wohl älteste abgebildete Vogel Europas ist, erfuhren wird. So fand man doch in Frankreich über 30'000 Jahre alte Höhlenzeichnungen von einer damals auch in Europa lebenden amerikanischen Eulenart.
Für alle, die nun auch die Uhus von Hohenems anschauen möchten: Der Vogel ist nur mit Spektiv zu finden, und das ist alles andere als einfach an dieser grossen, gut strukturierten Felswand. Daniel Nussbaumer suchte ihn gut zwei Stunden, bis er fündig wurde. Und wir waren die Nutzniesser und dankten es ihm mit herzlichem Applaus.
Jörg Niederer

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