Montag, 27. Oktober 2025

Die einsame Birke

Ein Zitat

Eine Birke auf offenem Feld wird vom böigen Westwind kräftig durchgeschüttelt.
Foto © Jörg Niederer
"Man zapfet aus der Birke / sehr angenehmen Wein, / man reibt sich, / dass es wirke, / die Glatze damit ein." 4. Strophe aus dem Gedicht "Die Birke" von Wilhelm Busch (1832-1908) 

Hingesehen

Jeweils im Herbst, wenn die Blätter fielen und im Frühjahr, wenn es von den Birken klebrig tropfte, ärgerte sich mein Vater über die Birke, die bei seiner Werkstätte stand. Eines Tages dann lag der Ärger in transportfähige Stücke zersägt vor dem Gebäude. Der Baum war weg, und die in die Jahre gekommene Werkstätte sah von aussen noch trostloser aus.

An meinem Wohnort komme ich an einer Birke vorbei. Sie steht einsam mitten auf dem Feld. Ein Feldweg, als Wanderweg ausgeschildert, führt leicht bergan an ihr vorbei. Jetzt im Herbst wird sie arg durchgeschüttelt. Der Sturmwind fährt heftig in ihr Astwerk. Abgebrochene Zweige liegen auf dem Weg. Doch sie steht da und bleibt mir ein Wegzeichen. Ja, sie scheint dem Westwind leicht entgegenzuwachsen, wie wenn sie sagen wollte: "Du kannst mich nicht von einem aufrechten, ehrlichen Stand abbringen. Wer mich rüttelt, den schüttle ich ab." Solcherlei Widerstand gefällt mir.

Jörg Niederer

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