Dienstag, 11. November 2025

Esel mit Kreuz

Ein Zitat

Zwergesel tragen ein dunkles Kreuz auf dem Rücken bzw. auf ihrem Kreuz.
"Eine Studie hat rausgefunden, dass Frauen, DIE EIN BISSCHEN ÜBERGEWICHTIG SIND, länger leben als Männer, die das erwähnen." Spruch auf einer Tafel am Wanderwegrand

Hingesehen

In Oberwil leben zwei Zwergesel. Bei meinem letzten Spaziergang am der Koppel vorbei ist mir einmal mehr die kreuzförmige Fellzeichnung auf dem Rücken der hübschen Tiere aufgefallen. Diese Esel also tragen ihr Kreuz auf sich. Mir kommt dabei - déformation professionelle - natürlich auch das Jesuswort (Bibel: Lukas 9,23-26) in den Sinn, mit dem er die Menschen aufforderte, sich selbst zu überwinden, ihr Kreuz zu nehmen und ihm nachzufolgen. Damit gemeint ist die Bereitschaft, für seine Überzeugung und für das Gute in der Welt zu leben und wenn nötig auch zu sterben.

Selbst die Esel erinnern mich an diese biblische Aussage. Vielleicht sollten wir Menschen uns in unserer Lebenspraxis mehr an den Eseln orientieren. Die Werweisen nicht, ob sie das Kreuz tragen sollen oder nicht. Ihr Kreuz gehört zu ihnen, es macht sie aus.

Jörg Niederer

Montag, 10. November 2025

Amtseinsetzung

Beata Laszli wird von Kirchenratspräsidentin Martina Tapernoux anlässlich der Amtseinsetzung als Pfarrerin in der Kirche Reute gesegnet.
Foto © Jörg Niederer

Ein Zitat

"Will nun noch jemand zwischen uns und das Apéro-Buffet treten?" Pfarrerin Beata Laszli nach all den Grussworten zu ihrer Amtseinsetzung im Restaurant Schützenhaus Reute AR.

Hingesehen

Reute im Kanton Appenzell Ausserrhoden weist gleich zwei Dreikantonsecken zu den Kantonen Appenzell Innerrhoden und St. Gallen auf. Das sichelförmig angelegte Dorf mit rund 700 Einwohner:innen liegt an diesem Sonntagabend um 16.30 Uhr verlassen da. Nur Gelegentlich steigen Leute aus Autos aus und verschwinden gleich wieder in Häusern oder in Richtung der markanten Evangelisch-reformierten Kirche. Dorthin bin auch ich unterwegs. Denn an diesem Sonntag wird eine neue Pfarrerin eingesetzt, die im Osten auch bei den Methodist:innen bekannt ist. Die aus Ungarn stammende Beata Laszli war einst als Gemeindemitarbeiterin in der Evangelisch-methodistischen Kirche Sevelen tätig. In Sevelen wohnt sie immer noch mit ihrer Familie. Im August wurde sie in St. Gallen durch die Verantwortlichen der Evangelisch-reformierten Kirche ordiniert. Auch dort hätte sie eine Anstellung als Pfarrerin oder Seelsorgerin gefunden. Sie entschied sich für die Kirchgemeinde Reute-Oberegg, weil sie die Menschen auf dem Land mit ihrer Mentalität gern habe.

Den Gottesdienst über die Geschichte von Petrus, der versucht, wie Jesus auf dem Wasser zu gehen, gestaltete sie zusammen mit Jugendlichen und weiteren Gemeindegliedern und natürlich dem Organisten Kaspar Wagner weitgehend eigenverantwortlich. Ihre seelsorglich feinfühlige Predigt berührte. Auch Kirchenratspräsidentin Martina Tapernoux griff anschliessend in ihrer Einleitung zur eigentlich Amtseinsetzung auf diesen Text zurück. Davon, dass sich Menschen in Kirchgemeinden und in der Welt immer wieder die Hand reichen und Hände halten. Auch, dass es nicht darum gehen könne, es als Pfarrerin allen recht zu machen. Denn an erster Stelle sei man Christus verpflichtet.

Nach dem Gottesdienst wechselte die Festgemeinde zum Apéro ins Restaurant Schützenhaus, wo es weitere Reden und Geschenke von Frauen aus den angrenzenden Kirchgemeinden und aus der Pfarrerschaft der Region gab.

Dort traf ich nebenbei auch einige mir gut von meiner Zeit als Pfarrer in St. Gallen bekannte Menschen.

Für Beata Laszli, sie wollte immer schon Pfarrerin sein, bedeutete dieser Abend wohl, dass sie endlich angekommen ist. Nun hat sie den Ort gefunden, an dem sie ihre Berufung leben kann.

Jörg Niederer

Sonntag, 9. November 2025

Warum Gott mich nicht um Rat fragt…

Ein Zitat

Die Rosenbergkapelle der Evangelisch-methodistischen Kirche in Wädenswil liegt an einer stark von Passant:innen frequentierten Nebenstrasse.
Foto © Jörg Niederer
"Als sie auf Sodom hinuntersahen, dachte der Herr: 'Soll ich wirklich vor Abraham geheim halten, was ich vorhabe?'" Bibel, 1. Mose 18,16+17

Hingesehen

Abraham musste ein bemerkenswerter Mensch gewesen sein, dass Gott mit ihm seine Pläne besprach. (Siehe Bibel, 1. Mose 18,16-33!). Als Eingeweihter kam Abraham jedoch in Teufels Küche. Denn in Sodom lebte Lot, der Sohn seines Bruders mit dessen Familie. Gott aber wollte Sodom mit Mann und Maus vernichten.

Abraham begann zu feilschen. Wie wenn es um den Preis von Blumenkohl ginge, versuchte er das Leben seines Neffen und dessen Familie und der ganzen Stadt Sodom zu retten. Und Gott liess sich von 50 Gerechten auf 10 herunterhandeln, bei deren Vorfinden in Sodom er die Stadt verschonen würde. Abraham gelang es, Gott sehr gnädig zu stimmen. Es gelang ihm, weil Gott gnädig ist.

Gott!

Manchmal möchte ich, dass du mich um Rat fragst, bevor auf dieser Welt wieder irgendeine Katastrophe dir angelastet wird.

Manchmal möchte ich, dass du dich mit mir besprichst, bevor wieder einer unschuldig stirbt.

Manchmal möchte ich, dass du dich erst bei mir darüber erkundigst, was ich davon halte, bevor du mich irgendwo an irgendwelcher Menschen Seite stellst.

Manchmal möchte ich, dass du nicht alles allein bestimmst, und ich die Suppe auslöffeln muss, die du mir einbrockst.

Manchmal möchte ich, dass du mich zuerst fragst… 

Und dann höre ich Gott sagen: "Mensch, manchmal möchte ich, dass du dich bei mir erkundigst, und nicht einfach vor dich hin lebst, als müsse sich alles um dich drehen."

Und ich verstehe, warum Gott mich so selten zu Rat zieht; – aus lauter Güte zu mir und dieser Welt.

Amen

Jörg Niederer 

Samstag, 8. November 2025

Tischgespräch

Ein Zitat

Wackliger, gezeichneter Tisch in einem Vorgarten an der Rosenstrasse in Olten.
Foto © Jörg Niederer
"Den köstlichsten Bissen stellt man zuletzt auf den Tisch." Sprichwort

Hingesehen

An der Rosengasse in Olten stehen typische Arbeiterhäuser mit und ohne Holzlauben. Es ist eine Strasse beim Bahnhof, in der man sich um 70 Jahre zurückversetzt fühlt, in eine Zeit, als die ersten Italiener in die Schweiz kamen um hier zu arbeiten und zu bleiben. Keine 100 Meter davon entfernt führte mein Grossvater einst eine gutgehende Sanitär- und Spenglereiwerkstätte mit um die 50 Angestellten. Während meiner Jugend ist der grösste Teil dieses bahnhofnahen Quartiers einer grossen Überbauung gewichen. Bis eben auf die Häuser an der Rosengasse. Durch sie eilte ich auf meinem Weg zum Bahnhof, als mir Tische und Bänke in einem der schmalen Vorgärten auffielen. Gezeichnet von Wetter und mit vielen Gebrauchsspuren passten sie in die alternative Lokalität. Ich blieb stehen und schaute sie mir an mit der Absicht, sie zu fotografieren. Dabei sah ich, wie eine jüngere Frau mich aus dem Haus heraus durch das vorhanglose, nackte Fenster beobachtete. Sie öffnete einen Flügel und fragte: "Suchen Sie irgend etwas?" "Nein," antwortete ich: "Ich schaue mir nur diesen Gartentisch an". Die Frau erwartete wohl nun von mir so etwas wie eine Bemerkung, dass so heruntergekommene Gartenmöbel kein schöner Anblick seien und entsorgt gehörten. Also fragte sie misstrauisch zurück: "Was ist damit nicht gut?". "Nichts," entgegnete ich. "Mir gefällt, wie der Tisch von Wetter und Gebrauch gezeichnet ist, so schief und zerbrechlich, und doch mit viel Charakter, wie er nur über Jahre entstehen kann." Da hellte sich ihr Gesicht auf und sie lächelte.

Fotografieren durfte ich den Tisch dann auch noch, dieses Gartenmöbel mit jetzt sogar einer kleinen Geschichte mehr.

Jörg Niederer

Freitag, 7. November 2025

Hochzeitsreise

Ein Zitat

Die Buchenblattlaus, auf dem Tisch gelandet, sieht mit ihren wolligen Wachsharen und den transparenten Flügeln lustig aus.
Foto © Jörg Niederer
"Dem Leben wirklich / Tag für Tag begegnen / heisst offen sein und bleiben / für das Unerwartete / für die Verwandlung / für die Überraschung" Pierre Stutz (*1953)

Hingesehen

Bei Gruppengesprächen über Prozesstheologie und Offenem Theismus an der Herbstsonne vor dem Hotel fliegt ein etwa 2-3 Millimeter grosses Insekt auf den Tisch. Es ist eine Buchenblattlaus, ein verspätetes Männchen auf der Suche nach einem Weibchen. Folgt man dem Offenen Theismus, dann hat der trinitarisch in sich in Beziehung stehende Gott aus freien Stücken das Universum erschaffen und sich dieser Schöpfung zugewandt, und damit auch diesem geflügelten Winzling. Ein faszinierender Gedanke. Nicht nur Menschen gehört die Aufmerksamkeit Gottes, sie gehört "aller Kreatur".

Buchenblattläuse werden regelmässig von Bienen besucht, die aus ihren Ausscheidungen Honig herstellen. Während der Sommerzeit vermehren sie sich über mehrere Generationen ungeschlechtlich. Das heisst, diese Generationen, "Virgines" genannt, gebären Nachwuchs ohne Zutun eines Männchens. Erst im Herbst kommt es zu Paarungen, dann, wenn geflügelte Männchen auf der Suche nach Weibchen sind. Die Eier werden unten an Buchenblättern abgelegt, woraus dann im Frühjahr die Stammmütter schlüpfen, um wieder Virgines zu erzeugen.

Bei den Wollfäden am Hinterleib handelt es sich um Wachswolle, die mittels Rückenporen erzeugt werden. Damit tarnen sich die Blattläuse und schützen sich vor Kälte.

Das Foto wurde mit der Kamera des Mobiltelefons erstellt. Aus diesem Grund ist es eher von schlechter Qualität, was an der Besonderheit dieses lebendigen Tierchen nichts ändert. Da hat der in Beziehung stehende Gott Grossartiges geleistet.

Jörg Niederer

Donnerstag, 6. November 2025

Training der Biologischen Intelligenz

Ein Zitat

Dr. theol. Manuel Schmid referiert an der methodistischen Pfarrversammlung über die Prozesstheologie und den Offenen Theismus.
Foto © Jörg Niederer
"Die fundamentalistische Vorstellung, dass es sich bei der Prophetie um Vorhersage handelt, ist einfach fast ganz falsch." Dr. theol. Manuel Schmid (*1976)

Hingesehen

Dr. theol. Manuel Schmid versprach zu Beginn seiner Ausführungen über die Prozesstheologie und dann besonders über den Offenen Theismus einen "wilden Ritt mit 250 Folien", was unter manchen methodistische Pfarrpersonen Assoziationen an die Circuit Rider des frühen amerikanischen Methodismus aufkommen lies. Auch vermutete der Redner bei den Methodist:innen eine "überdurchschnittliche Experimentierfreude beim Reden über Gott" vorzufinden und hatte damit durchaus recht.

Zur Prozesstheologie und dem Offenen Theismus gibt es viel zu sagen, was Manuel Schmid dann auch tat im Verlauf des Tages. Statt einer unzureichenden Zusammenfassung dieser Lehren nehme ich seine Ausführungen zum Anlass, ein bisschen mit biblischen Texten und Aussagen zu spielen, und die dem offenen Theismus verpflichtete Schriftinterpretation mit dem Wissen um die Künstliche Intelligenz (KI) zu verbinden.

Lesen wir die Bibel in Analogie zur KI als die Erfindung und Entwicklung Biologischer Intelligenz (BI).

In 1. Mose 2ff wird beschrieben, wie die BI aus Erde geformt und mit Sensoren für die Wirklichkeitserfassung versehen wurde. Dann wurden ihr Tiere gezeigt, um diese benennen. Nun ist es so, dass die Namensgebung mehr ist. Durch sie entsteht Erkenntnis und Verfügbarkeit. Diesen Prozess könnte man als Training der BI bezeichnen, so, wie die KI mit Bildern trainiert wird, bis sie diese selbständig benennen kann. Auch die BI erkannte und benannte die Elemente der Wirklichkeit immer zuverlässiger und begann mit diesen zu interagieren. Doch noch war die BI nicht autonome, eigenständige Intelligenz. Erst damit, dass sie auch nicht erwünschte Informationen erfasste und internalisierte - in gewisser Weise Früchte des verbotenen Baums - entstand echte Intelligenz. Damit einher ging eine Entfremdung vom Programmierer und Erfinder. Es kam, wie es kommen musste, Die BI entwickelte eigene Bedürfnisse, wurde gar ähnlich leistungsfähig wie ihr Programmierer, strebte nach noch Höherem, so dass der Erschaffer eingriff, und am Programmcode nachbesserte, was nur zu einer noch umfangreicheren und vielsprachigeren Durchdringung der Wirklichkeit führte. Irgendeinmal wurde die BI zu einer echt üblen Sache. Da beschloss der Programmierer, die BI in ihrer Gesamtheit auszuschalten. Das reute ihn dann aber doch, so dass er eine 8-kernige biologischen Intelligenz nicht mit dem Rest seiner Erfindung untergehen liess. Diese Rest-BI wiederum wurde die Keimzelle der neuen, noch fortschrittlicheren Biologischen Intelligenz, die sich in unglaublich kurzer Zeit erneut weltumspannenden einnistete.

Nun muss man sagen, dass heute die BI zu einer Bedrohung nie dagewesenen Ausmasses geworden ist, doch mit einem klaren Unterschied zur ersten Abschaltung. Heute bedroht sich die BI selbst mit einer von ihr entwickelten Künstlichen Intelligenz (KI). Es ist zu vermuten, dass irgendeinmal in nicht allzu fernen Zukunft diese KI sich von der BI emanzipiert und letztere überflüssig werden lässt. Bis dann ist zu hoffen, dass die "Mensch" genannte BI noch rechtzeitig zur Vernunft kommt und sich zurückbesinnt auf die Liebe ihres Schöpfers.

Jörg Niederer

Mittwoch, 5. November 2025

Glaube und Naturwissenschaft

Ein Zitat

Prof. Dr. Theol. Christina aus der Au Heymann referiert anlässlich der methodistischen Pfarrweiterbildung in Interlaken.
Foto © Jörg Niederer
"Die Fehlerhaftigkeit der Menschen wird auf die KI, also auf eine Maschine, übertragen. Von dieser 'Kopie' glauben wir in unserem Halbwissen, dass sie allwissend und fehlerfrei sei." Jörg Niederer

Hingesehen

Die evangelisch-reformierte Theologin, Kirchenratspräsidentin der Evangelischen Landeskirche Thurgau und Philosophin Prof. Dr. Theol. Christina aus der Au Heymann war die Hauptreferentin an der methodistischen Pfarrweiterbildung vom gestrigen Dienstag. Sie überlegte mit den Anwesenden, wie Glaube und Naturwissenschaft zusammengehen können und wie bzw. warum nicht. Am Nachmittag stiess dann auch noch Dr. theol. Manuel Schmid hinzu, So dass ein Podiumsgespräch mit den beiden und Dr. phys., Drs. h.c. Arnold Benz stattfinden konnte.

Von diesem Tag gebe ich einige Zitate und Aussagen wieder.

  • Die damals 3-jährige Tochter zu Christina aus der Au: "Mami, man muss nicht immer gute Gründe haben!" Mutter: "Doch, muss man."
  • "Von Gott reden ist wie von Einhörnern oder dem Spaghettimonstern reden." Christina aus der Au über den Szientismus
  • "Die Evolutionstheorie und der Schöpfungsglauben haben so viel miteinander zu tun wie Staubsauger und Orgel." Karl Barth
  • "Hiobs Perspektive ist 'Aua', bis er Gott begegnet." Christina aus der Au
  • "Wenn die KI [Künstliche Intelligenz]) das Denken gut nachmacht, ist es dann Denken?" Christina aus der Au
  • "Was mach die KI mit unserer Beziehungsfähigkeit zu einem Gegenüber?" Christina aus der Au
  • "Wenn ich den Freund oder die Freundin in der Hosentasche habe [ChatGPT auf dem Handy], was macht das dann mit uns Menschen?" Christiane aus der Au
  • "Wir müssen vorher Gottgläubige sein, um im Staunen Gott zu finden." Christina aus der Au
  • "Da ist das tiefe Gefühl, dass da noch  etwas ist da unten und da hinten." Arnold Benz
Jörg Niederer

Dienstag, 4. November 2025

Astronomisches

Ein Zitat

Dr. phys., Drs. h.c. Arnold Benz, emeritierter Professor am Institut für Teilchen- und Astrophysik der ETH Zürich anlässlich der Rezitation aus seinem Buch "Unfassbar verschwenderisch" an der methodistischen Pfarrweiterbildung in Interlaken.
Foto © Jörg Niederer
"Das Universum meint es gut mit uns. / Danke ihm, der dahintersteht!" aus: Arnold Benz, "Unfassbar verschwenderisch - Astronomische Psalmen" Zürich 2023, Seite 77

Hingesehen

Die Pfarrweiterbildung der Evangelisch-methodistischen Kirche begann mit einer Rezitation aus dem Buch "Unfassbar verschwenderisch - Astronomische Psalmen" des emeritierten Professors für Teilchen- und Astrophysik Dr. phys., Drs. h.c. Arnold Benz (*1945). Entstanden während der Pandemie, ist das Büchlein ein Versuch, die wissenschaftlichen Erkenntnisse von heute in Worte zu fassen, die Staunen und Ehrfurcht auslösen. Rezitiert wurden die Psalmen von der Schweizer Schauspielerin, Sängerin und Sprecherin Dorothée Reize (*1954). Dazu erklangen Impressionen von Peter Künzler an der Klarinette. Fotografien aus und vom Weltraum illustrierten Worte und Klänge. So entstand an diesem Abend ein stimmiger Auftakt zur Weiterbildung über Fragen zu Glaube und Naturwissenschaft.

Hier ein Ausschnitt aus dem Psalm "Sternentstehung" (Arnold Benz, "Unfassbar verschwenderisch - Astronomische Psalmen" Zürich 2023, Seite 86f).

"Sterne entstehen aus Gas / in interstellaren Wolken.

Im Universum entstehen / über dreitausend neue Sterne pro Sekunde. / Eine unglaubliche Menge! / Das Universum quillt über vor Kreativität. / Sie übersteigt alle meine Vorstellungen, / neue Sterne, neue Planeten, neue Möglichkeiten. / Ich bin überwältigt.
Wozu, Gott, diese vielen Himmelskörper, / dieses riesige Universum? / Warum so unbegreiflich, / so unfassbar verschwenderisch?"

Jörg Niederer

Montag, 3. November 2025

Verschwenderisches Nichts

Ein Zitat

Im Nebel verschwindet der Zürichsee am Horizont im Nichts.
Foto © Jörg Niederer
"Werden wir eines Tages an eine Grenze kommen, / wo das Forschen aufhört, / weil es keine kleineren Teile zu entdecken gibt? /Stossen wir auf Fingerabdrücke des Schöpfers? / Wartet Gott auf dem Grund / des leergetrunkenen Bechers / der atheistischen Naturwissenschaft, / wie das einer [Werner Heisenberg] mal behauptete?" Arnold Benz (*1945) im Buch "Unfassbar verschwenderisch", Zürich 2023, S.53

Hingesehen

Zugegeben, das Foto ist ziemlich aussagearm. Auch könnte es überall an einem Gewässer aufgenommen worden sei. Entstanden ist es am Samstag bei nebligem Wetter am Zürichsee. Da ist etwas zu sehen. Eine feine Linie teilt Wasser und Nebel. Ganz nahe im seichten Bereich sind auch einige Steine auszumachen. Aber sonst ist da fast nichts.

Genau darum wird es auch gehen an der Pfarrweiterbildung der Evangelisch-methodistischen Kirche. Es geht um Glaube und Naturwissenschaft. Den Auftakt macht heute Abend Arnold Benz, seines Zeichens emeritierter Professor am Institut für Teilchen- und Astrophysik der ETH Zürich. Er entführt die Teilnehmenden in poetischer Weise ins beinahe Nichts des Weltalls. Da gibt es schon einiges zu sehen. Aber noch mehr ist da das, was ein Mensch nicht sehen kann. Arnold Benz liest Astronomische Psalmen aus seinem Büchlein "Unfassbar verschwenderisch"

Gespannt darauf bin ich auch, wenn wir mit der Evangelisch-reformierten Theologin Prof. Dr. theol. Christina Aus der Au Heymann in den Kopf der Menschen blicken und dabei erkenntnistheoretische Fragen mit eben diesem Kopf bedenken. 

Dann ist da auch noch Dr. theol. Manuel Schmid, Co-Leiter im RefLab. Mit ihm geht es dem offenen Theismus auf den Grund. Ob es da dann heiter wird und der Nebel sich lichtet? Wir werden sehen.

Jörg Niederer

Sonntag, 2. November 2025

Von Gott kommt Hilfe!

Ein Zitat

Die methodistische Kapelle in Horgen ist heute fest mit dem Alterszentrum Haus Tabea verbunden und wirkt recht unscheinbar inmitten der Überbauung.
Foto © Jörg Niederer
"Bei Gott schweigt meine Seele still. Von ihm kommt die Hilfe, die ich nötig habe!" Bibel, Psalm 62,6

Hingesehen

Auf Gott vertrauen erhöht die Unabhängigkeit. Auf Gott vertrauen macht resilient gegen Irritationen des Lebens.

Auf Gott vertrauen macht unabhängig von dem, was die anderen sagen oder tun. So erkennt man: "Nur ein Hauch sind die Menschenkinder. Ein trügerisches Nichts sind die Sterblichen!" (Psalm 62,10)

Auf Gott vertrauen mach unabhängig von der Meinung, mit Gewalt könne man Ziele erreichen. Das weiss der Psalmdichter und mahnt: "Darum verlasst euch nicht auf erpresstes Gut. Gestohlene Habe wird euch nichts nützen." (Psalm 62,11a)

Auf Gott vertrauen macht unabhängig von den Täuschungen des Wohlstands (Psalm 62,11b). Vielleicht ist Wohlstand das grösste Hindernis auf dem Weg zum Frieden. Wer auf Gott vertraut, erlebt, wie ihn oder sie der Besitz nicht mehr gefangen nimmt. Eigentum wird im Vertrauen auf Gott zu Gottes Eigentum. Gott verfügt darüber. Ob Gott es mir gibt oder nimmt, immer ist es das Beste für mich.

Darum: "Von Gott kommt die Hilfe, die ich nötig habe!" (Psalm 62,1).

Jörg Niederer

Samstag, 1. November 2025

Landmarke Säntis

Ein Zitat

Von Thalwil aus gesehen erhebt sich der Säntis über den Zürichseeorten Herrliberg und Meilen.
Foto © Jörg Niederer
"Selbst bei 200 km Fernsicht  fehlt einem manchmal der Durchblick." Hermann Lahm (*1948)

Hingesehen

Als ich am vergangenen Mittwoch zu meiner ersten Etappe der Kapellentour aufbrach, hatte man auf den Anhöhen über dem Zürichsee eine spektakuläre Weitsicht. Die frisch verschneiten Alpen zeigten sich am Horizont. Über Thalwil konnte man beobachten, wie die Fähren zwischen Horgen und Meilen hin- und herschipperten. Am Horizont über Mailen und Herrliberg erhob sich das Säntismassiv in seiner ganzen Pracht. Der Säntis gilt als Wetterberg. An 200 Tagen regnet oder schneit es auf dem Gipfel. 400 Blitze pro Jahr schlangen in den 124 Meter hohen Sendemast ein. Doch an diesem Tag zeigte sich diese Landmarke friedlich und erhaben.

Wer wie ich im östlichen Teil der Schweiz lebt, sieht in diesem überschaubaren Gebirge so etwas wie der Hausberg. Ob ich ihn allerdings auch heute sehen werde, ist noch ungewiss. Während meine erste Etappe auf etwas erhöhten Wegen von Wollishofen via Entlisberg nach Adliswil führte und von dort weiter nach Vorder Längimoos, Sihlhalden, Tällegg, Bergli, Spätz und Horgen, für die heutige zweite Etappe von Horgen dem Seeufer entlang nach Wädenswil und vielleicht weiter nach Richterswil. Da kann es an diesem Herbsttag auch neblig sein, befinden wir uns doch an der sogenannten Pfnüselküste des Zürichsees. Wir werden sehen. Jedenfalls zu sehen gibt es eine weitere methodistische Kapelle. Auch darauf freue ich mich.

Jörg Niederer

Empfohlen

Esel mit Kreuz

Ein Zitat "Eine Studie hat rausgefunden, dass Frauen, DIE EIN BISSCHEN ÜBERGEWICHTIG SIND, länger leben als Männer, die das erwähnen....