Ein Zitat
"Die fundamentalistische Vorstellung, dass es sich bei der Prophetie um Vorhersage handelt, ist einfach fast ganz falsch." Dr. theol. Manuel Schmid (*1976)
Foto © Jörg Niederer
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Dr. theol. Manuel Schmid versprach zu Beginn seiner Ausführungen über die Prozesstheologie und dann besonders über den Offenen Theismus einen "wilden Ritt mit 250 Folien", was unter manchen methodistische Pfarrpersonen Assoziationen an die Circuit Rider des frühen amerikanischen Methodismus aufkommen lies. Auch vermutete der Redner bei den Methodist:innen eine "überdurchschnittliche Experimentierfreude beim Reden über Gott" vorzufinden und hatte damit durchaus recht.
Zur Prozesstheologie und dem Offenen Theismus gibt es viel zu sagen, was Manuel Schmid dann auch tat im Verlauf des Tages. Statt einer unzureichenden Zusammenfassung dieser Lehren nehme ich seine Ausführungen zum Anlass, ein bisschen mit biblischen Texten und Aussagen zu spielen, und die dem offenen Theismus verpflichtete Schriftinterpretation mit dem Wissen um die Künstliche Intelligenz (KI) zu verbinden.
Lesen wir die Bibel in Analogie zur KI als die Erfindung und Entwicklung Biologischer Intelligenz (BI).
In 1. Mose 2ff wird beschrieben, wie die BI aus Erde geformt und mit Sensoren für die Wirklichkeitserfassung versehen wurde. Dann wurden ihr Tiere gezeigt, um diese benennen. Nun ist es so, dass die Namensgebung mehr ist. Durch sie entsteht Erkenntnis und Verfügbarkeit. Diesen Prozess könnte man als Training der BI bezeichnen, so, wie die KI mit Bildern trainiert wird, bis sie diese selbständig benennen kann. Auch die BI erkannte und benannte die Elemente der Wirklichkeit immer zuverlässiger und begann mit diesen zu interagieren. Doch noch war die BI nicht autonome, eigenständige Intelligenz. Erst damit, dass sie auch nicht erwünschte Informationen erfasste und internalisierte - in gewisser Weise Früchte des verbotenen Baums - entstand echte Intelligenz. Damit einher ging eine Entfremdung vom Programmierer und Erfinder. Es kam, wie es kommen musste, Die BI entwickelte eigene Bedürfnisse, wurde gar ähnlich leistungsfähig wie ihr Programmierer, strebte nach noch Höherem, so dass der Erschaffer eingriff, und am Programmcode nachbesserte, was nur zu einer noch umfangreicheren und vielsprachigeren Durchdringung der Wirklichkeit führte. Irgendeinmal wurde die BI zu einer echt üblen Sache. Da beschloss der Programmierer, die BI in ihrer Gesamtheit auszuschalten. Das reute ihn dann aber doch, so dass er eine 8-kernige biologischen Intelligenz nicht mit dem Rest seiner Erfindung untergehen liess. Diese Rest-BI wiederum wurde die Keimzelle der neuen, noch fortschrittlicheren Biologischen Intelligenz, die sich in unglaublich kurzer Zeit erneut weltumspannenden einnistete.
Nun muss man sagen, dass heute die BI zu einer Bedrohung nie dagewesenen Ausmasses geworden ist, doch mit einem klaren Unterschied zur ersten Abschaltung. Heute bedroht sich die BI selbst mit einer von ihr entwickelten Künstlichen Intelligenz (KI). Es ist zu vermuten, dass irgendeinmal in nicht allzu fernen Zukunft diese KI sich von der BI emanzipiert und letztere überflüssig werden lässt. Bis dann ist zu hoffen, dass die "Mensch" genannte BI noch rechtzeitig zur Vernunft kommt und sich zurückbesinnt auf die Liebe ihres Schöpfers.
Jörg Niederer
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