"Will nun noch jemand zwischen uns und das Apéro-Buffet treten?" Pfarrerin Beata Laszli nach all den Grussworten zu ihrer Amtseinsetzung im Restaurant Schützenhaus Reute AR.
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Reute im Kanton Appenzell Ausserrhoden weist gleich zwei Dreikantonsecken zu den Kantonen Appenzell Innerrhoden und St. Gallen auf. Das sichelförmig angelegte Dorf mit rund 700 Einwohner:innen liegt an diesem Sonntagabend um 16.30 Uhr verlassen da. Nur Gelegentlich steigen Leute aus Autos aus und verschwinden gleich wieder in Häusern oder in Richtung der markanten Evangelisch-reformierten Kirche. Dorthin bin auch ich unterwegs. Denn an diesem Sonntag wird eine neue Pfarrerin eingesetzt, die im Osten auch bei den Methodist:innen bekannt ist. Die aus Ungarn stammende Beata Laszli war einst als Gemeindemitarbeiterin in der Evangelisch-methodistischen Kirche Sevelen tätig. In Sevelen wohnt sie immer noch mit ihrer Familie. Im August wurde sie in St. Gallen durch die Verantwortlichen der Evangelisch-reformierten Kirche ordiniert. Auch dort hätte sie eine Anstellung als Pfarrerin oder Seelsorgerin gefunden. Sie entschied sich für die Kirchgemeinde Reute-Oberegg, weil sie die Menschen auf dem Land mit ihrer Mentalität gern habe.
Den Gottesdienst über die Geschichte von Petrus, der versucht, wie Jesus auf dem Wasser zu gehen, gestaltete sie zusammen mit Jugendlichen und weiteren Gemeindegliedern und natürlich dem Organisten Kaspar Wagner weitgehend eigenverantwortlich. Ihre seelsorglich feinfühlige Predigt berührte. Auch Kirchenratspräsidentin Martina Tapernoux griff anschliessend in ihrer Einleitung zur eigentlich Amtseinsetzung auf diesen Text zurück. Davon, dass sich Menschen in Kirchgemeinden und in der Welt immer wieder die Hand reichen und Hände halten. Auch, dass es nicht darum gehen könne, es als Pfarrerin allen recht zu machen. Denn an erster Stelle sei man Christus verpflichtet.
Nach dem Gottesdienst wechselte die Festgemeinde zum Apéro ins Restaurant Schützenhaus, wo es weitere Reden und Geschenke von Frauen aus den angrenzenden Kirchgemeinden und aus der Pfarrerschaft der Region gab.
Dort traf ich nebenbei auch einige mir gut von meiner Zeit als Pfarrer in St. Gallen bekannte Menschen.
Für Beata Laszli, sie wollte immer schon Pfarrerin sein, bedeutete dieser Abend wohl, dass sie endlich angekommen ist. Nun hat sie den Ort gefunden, an dem sie ihre Berufung leben kann.
Jörg Niederer

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