Ein Zitat
"Gäste werden auf dem Klo nicht alt, lässt man es dunkel und auch kalt." Toilettenspruch
Foto © Jörg Niederer
Hingesehen
Die ewige Frage: Was war zuerst da? Das Huhn oder das Ei? Es kann nicht beides zugleich gewesen sein. So gestellt ist die Frage wissenschaftlich beantwortet. Das Ei gab es bei anderen Lebensformen schon lange vor dem Huhn. Schwieriger wird es, wenn man fragt: Was war zuerst da, eine Lebensform, die Eier legt oder das Ei, aus dem die Lebensform die Eier legt, geschlüpft ist? Naturwissenschaftlich ist die Frage beantwortet. Weder das Eine noch das Andere, sondern etwas davor, aus dem Spezies und zugehöriges Ei sich nach und nach entwickelten.
Diese philosophische Frage vom Huhn und Ei kann sich mitunter auch architektonisch stellen. Etwa wie auf dem Foto vom Haus mit den Holzerker, der über dem Hauseingang thront. Der Anbau sieht verdächtig nach einem ehemaligen Plumpsklo aus. Dann wäre der Hauseingang erst später an diese Stelle verschoben worden. Denn wer will schon über die Fäkaliengrube und unter dem Lokus hindurch das Haus betreten, immer in der Gefahr, vom Hausherrn oder der Hausdame im falschen Moment (an-)getroffen zu werden. Die Verlegung des Hauseingangs unter das Klo wäre folglich zeitgleich mit dem Anschluss desselben an die Kanalisation erfolgt.
Andererseits könnte auch der Hauseingang zuerst an dieser Stelle gewesen sein und das Plumpsklo stand einst freistehend hinter dem Haus zwischen den Blumenrabatten. Bei der Sanierung der Liegenschaft wurde dann der "Holzthron" im Garten ins Haus verlegt, was am einfachsten ohne grossen Raumverlust bewerkstelligt werden konnte, indem man es über dem Hauseingang in einen netten kleinen Holzerker platzierte. Unnötig zu sagen, dass das zeitgleich mit dem Anschluss an die Kanalisation erfolgt sein musste.
Das Klo über dem Hauseingang ist ein gar nicht so abwegiger (!) Standort. An beiden Orten hält man sich relativ kurze Zeit auf und an beiden Orten ist ein (An-)Kommen und (Ab-)Gehen. Beides sind willkommene (und will-kommende) Orte, ohne die ein Haus unvollständig wäre. Und an beiden Orten erfolgt ein Übergang von privatem zum öffentlichem Raum. Geschickt geplant darf der Natur hier ihren Lauf gelassen werden. Womit ich doch noch die Kurve gekriegt habe zum eigentlichen Anliegen dieses Blogs. Zur Natur, und ihrer Koexistenz mit Kultur und Philosophie.
Jörg Niederer
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