Samstag, 6. Dezember 2025

Morscher, leuchtender Berg

Ein Zitat

Der Mattstock zeigt seine höchsten Gipfel über dem Nebel in hellen Licht, dieweil die Welt bei Netstal noch im Schatten dämmert.
Foto © Jörg Niederer
"Oft denke ich an den Tod, den herben, / Und wie am End' ich's ausmach'?! / Ganz sanft im Schlafe möcht' ich sterben - / Und tot sein, wenn ich aufwach'!" Carl Spitzweg (1808–1885)

Hingesehen

Nach so viel Kultur kommt heute wieder einmal etwa Natur. Der Blog heisst ja nicht "Nicht nur Kultur", sondern "Nicht nur Natur"; also sollte die Natur doch leicht im Vorteil sein.

Bewegt man sich von Zürich her auf den Walensee zu, erhebt sich rechts von diesem ein Berg, der ein wenig aussieht wie eine Burg mit zwei Türmen an jeder Seite. Mürtschenstock wird er genannt. Er teilt sich auf in den Vorderstock (Böder), Mittstock (Fulen) und Hinterstock (Ruchen). Seine Namen hat der Berg wohl aufgrund seines geologischen Zustands. Die Kalke, aus denen er besteht, sind äusserst brüchig, beziehungsweise morsch. Genau das ist mit "Mürtschen" gemeint. Ebenso wird Ruchen mit "rau" und Fulen mit "faul" in Verbindung gebracht.

Dieser Berg zeigte am 1. Dezember morgens um halb Zehn nur gerade seine höchsten Erhebungen, als ich ihn von Ziegelbrücke aus erblickte. Was von ihm zu sehen war, leuchtete jedoch umso heller, während die restliche Welt noch in Nebel und Schatten getaucht dem Tag entgegendauerte.

So kann der Advent auch sein. In einer Welt, in der alles zu zerbröckeln scheint, erstrahlt ein Licht der Hoffnung.

Jörg Niederer

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