Ein Zitat
"Pinkige Plastikflamingos standen früher überall in den amerikanischen Vorgärten, dann gehörten sie zur Deko von Schwulenbars, und heute stehen sie auch in mit Kitsch überfrachteten Einfamilienhausgärten Mitteleuropas. Im besten Falle verdrängen sie den Gartenzwerg, falls der noch nicht vom Künstler Pavel Schmidt weggesprengt wurde, womit er vor einigen Jahren für Aufruhr in der Kunstszene sorgte." Urs Heinz Aerni in: Tom Krausz, Aves - Vögel, München 2020 
Foto © Jörg Niederer
Hingesehen
Aktuell steigt das schweizerische Aufkommen von Bildern und Fotos von Rosa Flamingos in den Sozialen Medien massiv an, und da will ich natürlich diesem Trend nicht hintenanstehen. Der Grund ist allseits bekannt. Seit einer Woche befindet sich eine Abordnung dieser pittoresken Vögel am Klingnauer Stausee. Es sind Jungtiere, vermutlich aus der Camargue, die - wie Jugendliche eben sind - neugierig die nähere und weitere Umgebung erkunden. Die typische rosa Färbung werden sie bei uns aber eher nicht bekommen. Es fehlen die entsprechenden Futtertiere, Salinenkrebschen, die sie aus Brack- und Salzwasser mit ihrem speziellen Schnabel herausfiltern, indem sie sich stämpfelnd um ihre eigene Mundöffnung herumdrehen. Es sind nicht die ersten Flamingos, die den Weg in die Schweiz gefunden haben. Auch am Flachsee wurden sie schon gesichtet.
Mich fasziniert dieser unglaublich lange Hals. Nur dank ihm kommen sie trotz langer Beine, deren Gelenke irgendwie in die falsche Richtung einklappen, bis auf den Boden. Wobei es aussieht, als wären es zwei aufeinandergesetzte Hälse, die da ihre Arbeit versehen. Denn etwa auf halber Höhe ist ein deutlicher Knick zu erkennen.
Gestern am Klingnauer Stausee war ich nicht der einzige Schaulustige. Nachdem die Rosa Flamingos selbst der Gratiszeitung 20 Minuten eine positive Schlagzeile wert waren, strömten die Paparazzi und auch eine grössere Zahl ornithologisch ganz unbedarfter Männer, Frauen und Familien mit Kindern an den langgezogenen See, so dass mancher sportliche Velofahrer nicht sonderlich erfreut war. Nun ist das Fotografieren von so grossen Vögeln, mit entsprechendem Teleobjektiv versehen, keine grosse Kunst. Also versuchte ich mich auch noch ein bisschen an gerade fliegendem Getier und entdeckte nebst Waldwasserläufern, Grünschenkel, Grossen Brachvögeln und Eisvögeln dank freundlicher Hilfe von Gleichgesinnten auch eine Zwergdommel und einige Heringsmöwen. Es ist eben auch manchmal von Vorteil, wenn ganze Heerscharen von Ornithologinnen und Ornithologen dasselbe tun.
Zu eurer Freude oder eurem Leidwesen werde ich also in den kommenden Tagen das eine oder andere Foto von mehr oder weniger seltenen Vögeln hier publizieren. Wem das Zuviel wird, darf sich gerne bei mir melden.
Jörg Niederer
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